WERKSTATT für WaldorflehrerInnen

Die Corona-Pandemie hat in neuem Maße offengelegt, wie wichtig ein lebendiges Schulleben für Kinder und Jugendliche ist und wie wirksam die Waldorfpädagogik hier auch in Zukunft werden kann. Als gesellschaftliche Krise eröffnet die Pandemie Chancen zur Veränderung und zur Weiterentwicklung, die uns vorher vielleicht unerreichbar erschienen.

Die „WERKSTATT für WaldorflehrerInnen“ lädt Lehrerinnen und Lehrer dazu ein, sich gemeinsam übend und forschend mit den inzwischen überall sichtbaren Fragen der Inklusion auseinanderzusetzen. Ziel ist es zunächst, die eigene pädagogische Arbeit weiterzuentwickeln. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die eigenen Forschungsergebnisse auf einer digitalen Plattform auch für andere Kolleginnen und Kollegen zugänglich zu machen.

Die WERKSTATT für WaldorflehrerInnen umfasst insgesamt acht Arbeitsblöcke von jeweils vier Tagen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Sie gliedert sich in eine grundlegende Arbeit an der Menschenkunde, in Übungsphasen zur Vertiefung der eigenen Wahrnehmungs- und Gestaltungsfähigkeit und in Hospitationen im Schulleben der Windrather Talschule.

Inhaltlich setzt die Arbeit in der WERKSTATT für WaldorflehrerInnen dort an, wo Lehrerinnen und Lehrer den pädagogischen Alltag als aufreibend und in hohem Maße herausfordernd erleben. Täglich geraten wir in pädagogische Verhältnisse, die uns alle – junge ebenso wie erfahrene Lehrerinnen und Lehrer – bis an die Grenzen unserer Kräfte und unserer pädagogischen Fantasie führen. Sie werfen drängende Fragen auf, die unter dem Brennglas der Krise noch deutlicher hervortreten:

„Ich habe Kinder in meiner Klasse, die erreiche ich einfach nicht.“ > Wie gelingt es mir, im richtigen Moment das Richtige zu tun? Wie steigere ich meine Fähigkeit zur Präsenz?

„Ich habe Kinder in meiner Klasse, die verstehe ich nicht.“ > Wie lerne ich zu hören, was das Kind eigentlich braucht? Wie entwickle ich Fantasie, um jedem Kind seine Aufgabe geben zu können?

„Ich habe Kinder in meiner Klasse, die bräuchten eigentlich etwas anderes.“ > Wie verdichte ich meine Unterrichtsinhalte so, dass die Kinder trotz aller Unterschiede am Ende satt und zufrieden nach Hause gehen? Wie wird Schule zum Lebensort?

„Ich habe Kinder in meiner Klasse, die stören mit ihrem Verhalten.“ > Wie gelingt es mir, meine im Schulalltag halbbewusst aufsteigenden Sympathien und Antipathien in echtes Interesse umzuwandeln?

„Ich habe Kinder in meiner Klasse, die beständig Unfrieden stiften.“ > Wie gelingt es mir, mit den Kindern in einen gemeinsamen Schaffensstrom zu gelangen? Wie finde ich Bilder, die Frieden stiften unter den Kindern?

Derartige Fragen fordern uns heraus. Fruchtbar werden sie, wenn wir sie aktiv in Übungen verwandeln – in Übungen künstlerischer Art, in Übungen der inneren Aufmerksamkeit und in Übungen, die in den unmittelbaren Kontakt mit den Kindern führen.

Die WERKSTATT für WaldorflehrerInnen liefert keine Rezepte. Die Veränderung und Weiterentwicklung der pädagogischen Verhältnisse beginnt vielmehr mit der eigenen Schulung.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Motive inklusiver Menschenkunde
  • Zeitgestalt und Schule als Lebensort
  • Die Menschenkunde des Hörens und die Entdeckung des eigenen Hörraums; Verwandlung des eigenen Hörens; Improvisation als Schule des Schaffens aus dem Augenblick
  • Kinderbetrachtung unter inklusiven Gesichtspunkten, individuelle Entwicklungswege einzelner Schülerinnen und Schüler
  • Übungen zur Bildhaftigkeit in Sprache und Bewegung
  • Vorbereitung der Arbeit in der eigenen Schule